Rezension Zeuge und Aussagepsychologie

Die Website www.complianceforum.de freut sich, den Besuchern der Website etwas ganz besonderes vorzustellen. Es handelt sich dabei um das Buch: Zeuge und Aussagepsychologie von Gabriele Jansen, aus der Reihe Praxis der Strafverteidigung aus dem C.F. Müller Verlag.

Das Buch ist in 2012 in 2. Auflage erschienen und behandelt schwerpunktmäßig das Thema Zeugenaussagen. Der Leserschaft wird auf knapp 400 Seiten ein äußerst fundierter Einblick gewährt, wie Zeugenaussagen im Strafprozess zustande kommen und wie diese kritisch zu prüfen sind. Der Fairness halber muss erwähnt sein, dass der Bereich des Wirtschaftsstrafrechts leider nur gestreift wird. Die Ursache dafür liegt in der Tendenz, sogenannte Absprachen (Deals) zu treffen. Und dennoch lohnt sich die Lektüre. Die Autorin des Werkes, Frau Gabriele Jansen, Rechtsanwältin und Fachanwältin für Strafrecht versteht es, ihre Ausführungen leicht verständlich zu formulieren und die Entwicklung der einzelnen Meinungen und Hintergründe klar darzulegen.

Die Verfasserin erarbeitete eine außergewöhnliche Perle in der Complianceliteratur. Die Leserschaft wird in den 4 großen Kapiteln Zeugenaussage, Zeugenvernehmung, aussagepsychologische Begutachtung und Prozesse in die unterschiedliche Themenbereiche eingeführt.

Eingangs erwartet den Leser eine kurze Einführung in das Gebiet der Aussagepsychologie, danach Ausführungen zur Glaubwürdigkeit des Zeugen und in fachlich angemessener Tiefe die Auseinandersetzung mit der BGH-Rechtsprechung. Im Einzelnen geht es dabei um die Indizien für die Glaubhaftigkeit der Aussagen, zur Hypothesenbildung, Beurteilung zur Aussagekompetenz, sowie zur Fehlerquellenanalyse.

Im sogenannten zweiten Teil mit der Überschrift Zeugenvernehmung, werden die Vernehmungsbedingungen und die Durchführung der Vernehmung, sowie Inhalte der Vernehmung und das Ausdrucksverhalten während der Aussage analysiert.

Der dritte Teil ist der mit Abstand ausführlichste Bereich, in dem es um die aussagepsychologische Begutachtung geht. Die Leserschaft wird auf fast 200 Seiten über Themen, wie zum Beispiel die Unterscheidung erlebnisbegründeter von nicht erlebnisbegründeter Aussage, hypothesengeleitete Aussagebeurteilung, Spezifizierung der Nullhypothese, Aussagekompetenz und Fehlerquellenanalyse informiert.

Das Buch zeichnet sich aus durch die systematisch aufbereitete Darstellung der Rechtsprechung und Literatur unter Einbeziehung von Praxisbeispielen und Checklisten. Ein sehr gutes Stichwortverzeichnis und Literaturverzeichnis runden das Werk ab. Anhänge zur Erstellung eines Gutachtens geben dem Leser weitere Hilfestellung im Praxisalltag.

Zielgruppe des Buches sind nicht Complianceofficer, Syndikusanwälte oder Personaler, sondern ausschließlich Rechtsanwälte mit Schwerpunkt Strafrecht, also insbesondere Strafverteidiger, die tagtäglich vor Gericht für ihre Mandanten kämpfen.

Nach der Lektüre dieses Buches könnten solche Kämpfe mit einem Sieg enden.