Tipps und Tricks bei Compliance e-learning-Programmen
Das complianceforum.de im Gespräch mit Herrn Onno Reiners, MBA, Leiter Marketing, bit media e-Learning solution Deutschland GmbH
Complianceforum.de:
1) Welche Möglichkeiten gibt es, Compliance-Schulungen und Compliance-Trainings durchzuführen? Welche Vor- und Nachteile sind zu berücksichtigen?
Onno Reiners:
Compliance Schulungen können in verschiedenen Formen durchgeführt werden, als klassische Schulungen, als Workshops, Schulungen in Verbindung mit e-Learning (Blended Learning) oder als reines e-Learning. Bei Flächenschulungen mit einer großen Zielgruppe und Terminvorgaben empfiehlt sich e-Learning, weil damit eine große Zielgruppe gleichzeitig und mit identischer Qualität erreicht werden und auch die Nachweispflicht automatisiert durchgeführt werden kann.
Bei Schulungen für kleine Zielgruppen oder Spezialisten wie Sicherheitsbeauftragte eignen sich eher Seminare oder Blended Learning, weil Spezialwissen mit möglicherweise kurzen Halbwertszeiten sich nur selten für e-Learning Investitionen lohnt. Ein reines Standard-Lernprogramm ist meist kostengünstiger als ein individuell erstelltes Programm. Bei einem reinen Kosten-Kosten-Vergleich zwischen Seminar und e-Learning sollte noch berücksichtigt werden, dass ein e-Learning Programm schneller verteilt und auch schneller aktualisiert werden kann als eine Präsenzschulung. Bei e-Learning Anbietern sollte darauf geachtet werden, ob sie in der Lage sind, neben Lernprogrammen auch ein Compliance- Lernmanagement zu liefern und Blended Learning Erfahrung haben, um methodisch passende Schulungspakete für Unternehmen schnüren zu können.
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2) Woran erkennt ein Complianceofficer oder auch ein Geschäftsführer, welches Compliance-e-learning-Programm gut ist und sich auszahlt?
Onno Reiners:
Um e-Learning für Compliance-Trainings wirksam und effizient durchzuführen, sollten Lernprogramme folgende Eigenschaften haben:
Kürze: Compliance-Schulungen sind meist Flächenschulungen. E-Learning-Kurse müssen deshalb auf den Punkt kommen, um wenig Arbeitszeit zu beanspruchen. So haben Compliance-Standardkurse von bit media maximal eine Stunde Bearbeitungszeit.
Praxisnähe: Die Kurse müssen konkrete Situationen im Arbeitsalltag aufgreifen, anschaulich darstellen und vom Lerner beurteilen lassen. Lerner müssen sich im Stoff „wiederfinden“.
Interaktivität: Lerner müssen sich aktiv in die Materie einbringen können, Kurse ohne Lerneraktivität haben keinen dauerhaften Lerneffekt.
Multimedialität: Animationen, Audio oder Grafiken sind Elemente, die Compliance-Kurse anschaulich machen, wenn sie angemessen zur Zielgruppe, dem Thema, zum Budget und zur technischen Infrastruktur eingesetzt werden.
Motivation: Neben Kürze, Praxisnähe und Interaktivität ist die zielgruppengerechte Ansprache ein wichtiger Motivator.
Differenzierung: Im Interesse der Kürze differenziert bit media in seinen Standard-Kursen zwischen getrennten Lernpfaden für Führungskräfte und Mitarbeiter, damit nur das jeweils erforderliche Wissen transportiert wird.
Erfolgskontrolle: Ob als Selbsttest oder als Nachweisprüfung: Compliance-Kurse sollten mit einem Test abschließen, um den Lernerfolg freiwillig oder nachweisbar sicherzustellen.
Anpassbarkeit: Standard-Lernprogramme sollten auf die Bedürfnisse des einzelnen Unternehmens anpassbar sein. bit media bietet bei seinen Standard-Kursen umfangreiche „Branding“- Möglichkeiten an, um diese inhaltlich und optisch auf individuelle Firmenanforderungen anzupassen.
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3. Welche Elemente und Inhalte sollten in einem Compliance e-learning-Tool enthalten sein?
Onno Reiners:
Wichtige Elemente wurden oben bei Frage 2 schon erwähnt: zielgruppenspezifische Ansprache (evtl. über getrennte Lernwege), angemessene Multimedialität, die den Lernstoff motivierend und anschaulich darstellt, Praxisnähe, die plausible Fälle aus dem Arbeitsalltag darstellt, sowie Interaktivität, die den Lerner aktiv einbindet und somit den Lernerfolg erhöht. Darüber hinaus ist es wichtig, dass unternehmensspezifische Dokumente und Inhalte eingebunden werden können, z.B. eine Video-Ansprache der Geschäftsleitung oder die Darstellung der Compliance-Zuständigkeiten und –Ansprechpartner im Unternehmen. Und schließlich ein Abschlusstest mit einem Zufallsgenerator, der bei jedem Durchlauf aus einem Pool von Fragen einen Test zusammenstellt, sowie ein personalisiertes Zertifikat, das bei Bestehen des Tests generiert wird.
Zusätzlich sollte das Lernprogramm in ein Lern- oder Personalmanagementsystem eingebunden sein, damit automatisch Schulungs-Nachweise für alle Teilnehmer in den Datenbanken des Unternehmens festgehalten werden, um eventuellen Nachweispflichten zu genügen.
Einige Anbieter stellen auch Autorenwerkzeuge zur Verfügung, damit das Unternehmen Inhalte selbst verändern oder aktualisieren kann. Auch Hosting, also der technische Betrieb des Lernprogramms auf Servern des Anbieters und eine tutorielle Begleitung können von leistungsstarken e-Learning Anbietern zur Verfügung gestellt werden.
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4. Gesetze und Rechtsprechung ändern sich regelmäßig. Wie kann das Compliance e-learning-Tool entsprechend angepasst und verändert werden?
Onno Reiners:
Leistungsstarke e-Learning Anbieter stellen auch Autorenwerkzeuge zur Verfügung, damit das Unternehmen Inhalte selbst verändern oder aktualisieren kann. In der Regel reicht eine 1 bis 2 tägige Schulung plus Hotline, um solche Änderungen auch in Eigenregie mit Hilfe eines Autorensystems durchzuführen. Sollte die Kapazitäten dafür nicht vorhanden sein, kann ein guter e-Learning Anbieter über einen Wartungsvertrag oder über eine Einzelbeauftragung ein solches Lernprogramm jederzeit kurzfristig im Auftrag des Unternehmens oder bei neuer Gesetzeslage verändern.
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5. In welchen Branchen und Abteilungen eignen sich Compliance-Schulungen und Compliance-Trainings am besten?
Onno Reiners:
Compliance-Trainings sind in allen Branchen, die nachweispflichtig schulen müssen, erforderlich, unabhängig von Branche oder Abteilung. Für jede Branche und Abteilung sind jedoch möglicherweise unterschiedliche Methoden günstig. Voraussetzung für erfolgreiches e-Learning ist die Verfügbarkeit von Computern und Netzen, über die das Lernprogramm schnell, performant und in der Fläche verteilt werden kann. Auch sollte die Zielgruppe Computer-erprobt sein, damit nicht die Handhabung des PCs im Vordergrund steht, sondern die Erarbeitung des Inhaltes.
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6. Wie werden e-learning-Programme von den Mitarbeitern akzeptiert?
Onno Reiners:
Das hängt von der gelungenen Einführung von e-Learning im Unternehmen ab. Wenn das Unternehmen bereits eine erfolgreiche Selbstlernkultur mit e-Learning eingeführt hat, dann werden auch Compliance-Lernprogramme akzeptiert. Wird e-Learning zusammen mit einem Compliance-Lernprogramm das erste Mal eingeführt, sollte die Zielgruppe darauf vorbereitet werden, um die Akzeptanz sicherzustellen. Dazu bieten leistungsstarke e-learning Anbieter Einführungspakete an, um dieses sicher zu stellen. In beiden Fällen, also beim Unternehmen, das bereits erfolgreich e-Learning einsetzt als auch beim Newcomer ist für die Akzeptanz wichtig, dass das Lernprogramm die oben genannten Qualitätskriterien erfüllt. Außerdem muss insbesondere bei Terminschulungen sichergestellt sein, dass die Zielgruppe entsprechend Zeit für die Bearbeitung freigestellt bekommt.
Complianceforum.de:
Sehr geehrter Herr Reiners. Vielen Dank für das Gespräch.
München/Köln, den 1. Juli 2012
Die Fragen stellte Rechtsanwalt Christian Koch.